Schriftliche Anfrage der Grünen: Gewerbemieten in Berlin – Entwicklungen, Herausforderungen und Maßnahmen
Die Entwicklung der Gewerbemieten in Berlin bleibt uneinheitlich. Während einige Bezirke steigende Mieten und die Verdrängung kleiner Gewerbetreibender beobachten, fehlen belastbare Daten für eine systematische Analyse. Das geht aus einer schriftlichen Anfrage der Grünen-Abgeordneten Katrin Schmidberger hervor. Welche Trends lassen sich erkennen, und welche Maßnahmen plant der Senat?
Die wichtigsten Erkenntnisse aus der schriftlichen Anfrage im Überblick:
- Gewerbemietenentwicklung:
- Keine amtlichen Statistiken verfügbar; private Studien zeigen steigende Preise in innerstädtischen Lagen, bieten aber nur begrenzt Einblicke; manche Bezirke veröffentlichen eigene Berichte, die sich auf private Marktanalysen stützen.
- Landeseigene Wohnungsunternehmen bieten stabilere Mietkonditionen als der private Markt.
- Leerstandsquoten:
- Einzelhandelsflächen: Leerstand bei 20 % (2021), Anstieg durch verändertes Einkaufsverhalten, gestiegene Energiekosten, zunehmenden Onlinehandel sowie Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges.
- Büroflächen: Schätzungen zufolge 6-7 % Leerstand, keine detaillierten Bezirksdaten vorhanden.

- Verdrängung kleiner Gewerbebetriebe:
- Tendenzen zur Verdrängung durch höhere Mietpreise besonders in zentralen Bezirken.
- Fehlende Ersatzflächen erschweren die Lage für soziale Einrichtungen.
- Politische Maßnahmen:
- Senat plant Gewerbehöfe 2.0 zur Förderung bezahlbarer Gewerbeflächen und die verstärkte Einbindung der landeseigenen Wohnungsunternehmen zur Bereitstellung bezahlbarer Flächen.
- Prüfung einer erneuten Bundesratsinitiative zur Einführung eines Gewerbemietspiegels.
Fazit
Laut Senat bleiben räumliche Branchenmuster in Berlin trotz steigender Gewerbemieten weitgehend stabil. Der Senat führt selbst an, dass höhere Mieten nicht zwangsläufig zu einer Verdrängung bestimmter Branchen führen, sondern eher zu einer Verlagerung innerhalb derselben Wirtschaftszweige. Zudem wird in der Antwort des Senats auf die schriftliche Anfrage deutlich, dass eine systematische Erfassung der tatsächlichen wirtschaftlichen Folgen bislang fehlt. Eine zielgerichtete politische Steuerung ist ohne eine valide Datenbasis als Entscheidungsgrundlage nicht möglich. Bevor also vorschnell weitere regulatorische Eingriffe in den Mietmarkt übers Knie gebrochen werden, sollten Senat und Bezirke sicherstellen, dass entsprechende Analysen die Notwendigkeit für Eingriffe belegen. Dabei darf nicht vergessen werden, dass Eingriffe zugunsten der einen Seite, enorme Auswirkungen auf der anderen Seite nach sich ziehen. Und was das bedeutet, sollte nach 10 Jahren Mietpreispreisbremse inzwischen jedem klar sein: Ein Einfrieren des Marktes, weniger Investitionen in den Gewerbeneubau, weniger Fluktuation bei bestehenden Gewerbeflächen, fehlende Flächen für Neuansiedlungen. Ob sich Berlin das als Wirtschaftsstandort leisten möchte, sollte die Politik genau abwägen.