Genau das Gegenteil: „Entlastungspaket“ macht Bauen und Wohnen noch teurer

Berlin, 24.03.2022 - Enttäuscht und besorgt zeigt sich der BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen nach der Bekanntgabe des sogenannten „Entlastungspakets“ der Regierungskoalition: „Was den Gebäudesektor angeht, hat die Ampel heute nur wieder den Koalitionsvertrag vorgetragen. Echte Antworten auf die aktuellen Entwicklungen werden nicht gegeben. Statt endlich die Wiederaufnahme der Neubauförderung oder die lange überfällige Liberalisierung des Mieterstroms zu verkünden, geht es wieder nur um schärfere Gebäudestandards und das Verbot von Gasheizungen, das jetzt noch früher kommen soll. Wo ist da die Entlastung?“, sagte BFW-Präsident Andreas Ibel in Berlin.

Als Reaktion auf die, infolge des völkerrechtswidrigen Angriffs Russlands auf die Ukraine, nochmals dramatisch gestiegenen Energiepreise hat die Bundesregierung heute ein Maßnahmenpaket zur Entlastung der Bürgerinnen und Bürger verkündet. Schnelle Hilfe sollen einerseits Sofortmaßnahmen wie eine dreimonatige Absenkung der Energiesteuer für Kraftstoffe, eine befristete Vergünstigung der Nutzung von ÖPNV und eine einmalige Energiepreispauschale leisten.

Klar sei aber auch, dass es weiterer Entlastungen bedürfe und die Bundesrepublik durch Diversifizierung und Verbrauchsreduktion schnellstens unabhängig von russischen Energieimporten werden müsse, so der Beschluss weiter. Klares Zielobjekt dabei einmal mehr: der Gebäudesektor. Mit einer weiteren Novelle des Gebäudeenergiegesetzes noch in diesem Jahr soll die Effizienzhausklasse 55 als neuer Standard für den Neubau verbindlich festgelegt werden und ab dem 1. Januar 2023 greifen.

„Uns ist bewusst, dass wir in höchst schwierigen Zeiten leben und die Herausforderungen groß sind. Unsere Branche ist zentraler Bestandteil der Lösung, wir brauchen aber zur Lösung dieser gewaltigen Aufgabe wirkliche Entlastungen und nicht weitere Belastungen. Wir brauchen dringend mehr Wohnraum in Deutschland. Schon vor dem Krieg in der Ukraine war der Bedarf an neuen Wohnungen groß. Gleichzeitig vervielfachen sich Materialkosten, wenn Material überhaupt zu bekommen ist. Und in dieser Situation treibt die Bundesregierung die Verschärfung von Neubaustandards rigoros voran, was mehr energieintensive Dämmmaterialien braucht, aber nur noch geringe Effizienzsteigerungen ermöglicht“, so Ibel.

Der Beschluss der Bundesregierung sieht auch vor, die ursprünglich für 2025 geplante Vorgabe, dass jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden soll, auf 2024 vorgezogen wird. Auch eine Wärmepumpen-Offensive wird angekündigt sowie die Schaffung eines Rechtsrahmens, der Immobilieneigentümer dazu bewegt, Heizungen, die mehr als 20 Jahre alt sind, auszutauschen.

„Für die Immobilienbestände wird das eine Herkulesaufgabe. Der ohnehin schon straffe Zeitplan für die energetische Sanierung des Bestands wird nun abermals verschärft. Noch weiß niemand, wie lange der Krieg dauern wird. Und auch wenn er – wie wir alle hoffen und wünschen – schnell beendet ist, wird es, bis zerstörte Produktions- und Lieferketten wieder aufgebaut sind, länger dauern als uns lieb ist. Materialengpässe werden zunehmen. Und das zu einer Zeit, in der der Fachkräftemangel es ohnehin erschwert, zeitnah Planer und Handwerker für die komplexen Modernisierungsmaßnahmen zu finden. Die Ankündigung wird zu weiteren Preissteigerungen führen, die auch das Wohnen verteuern werden, wenn nicht gleichzeitig umfassende und auskömmliche Förderprogramme aufgelegt werden“, erklärt Susanne Klabe, Geschäftsführerin des BFW Landesverband Berlin/Brandenburg.

Hier gelangen Sie zum Maßnahmenpaket des Bundes zum Umgang mit den hohen Energiekosten