Herausforderungen beim Wohnungsbau meistern – Expertenforum des BFW für und in Brandenburg

Am 19. Oktober fand in Potsdam ein Expertenforum zur Situation des Neubaus im Land Brandenburg statt. Unter dem Motto „Wachstum in Brandenburg ohne Verwerfungen“ wurde nach praktischen Lösungen für alltägliche Herausforderungen der Branche gesucht. Die Unternehmen blicken zum Teil sehr differenziert auf Brandenburg. Überwiegend spüren die Unternehmen aber nach wie vor, dass sie in Brandenburg willkommen sind.

Expertenforum Brandenburg

In einem Punkt waren sich die Expertinnen und Experten bei der Veranstaltung am 19. Oktober in Potsdam einig: Die Situation im Bereich Neubau bleibt angespannt. Ursachen sind vor allem die anhaltenden Auswirkungen der Coronakrise und seit diesem Jahr auch die Folgen des Krieges gegen die Ukraine.

Es gibt aktuell eine Reihe von Projekten, deren Fertigstellung zumindest langsamer vorankommt als geplant. Einen kompletten Stillstand gibt es bislang aber nicht. Durch einen kontinuierlichen und vertrauensvollen Austausch mit den Bauträgern und aufgrund des gegenseitigen Verständnisses für die aktuellen Schwierigkeiten ist es dem Land Brandenburg gelungen, eine überraschend kräftige Bauaktivität zu gewährleisten.

Zwar wurde das Fördervolumen von zuletzt bereitgestellten 165 Mio. Euro für die Mietwohnungsbauförderung nicht vollständig abgerufen, insgesamt konnten damit aber 1300 Wohnungen gefördert werden, von denen mit 622 Wohnungen fast die Hälfte mietpreis- und belegungsgebunden sind. Mit dem im Oktober in die Wohnungsbauförderung integrierten Klimabaustein unterstützt das Land zudem aktiv die Erreichung der Klimaschutzziele.

Das Fördervolumen für den Wohnungsneubau soll im kommenden Jahr auf 176 Mio. Euro aufgestockt werden. Im Jahr 2024 sind über 200 Mio. Euro für die Mietwohnungsbauförderung vorgesehen. Die Neubauoffensive geht also weiter.

Cristopher Weiß (links)

„Brandenburg weiß genau, was es will, und das sind vor allem neue Wohnungen, zu einem signifikanten Teil preisgebunden und erschwinglich für jeden“, erläutert Christopher Weiß, Vorstandsvorsitzender des BFW Landesverbands Berlin/ Brandenburg und Geschäftsführer von Glockenweiß. Er erklärt weiter: „Natürlich geht dabei nicht immer alles reibungslos vonstatten, aber es gibt dennoch in den meisten Fällen mehr Gründe, positiv weiterzugehen als zu meckern."

Das sehen auch die Mitglieder des BFW so, die sich mit ihren Projekten in Brandenburg überwiegend willkommen und gern gesehen fühlen. Dafür verantwortlich sind nicht zuletzt die erfolgreiche Ansiedlung von Unternehmen wie Tesla und der Einfluss des fertiggestellten BER, mit denen zahlreiche neue Arbeitnehmer in die Region kommen und nach für sie passende Wohnungen suchen.

Gute Stimmung durch Ausgleich

Natürlich gibt es aber auch in Brandenburg kritische Stimmen, besonders in kleineren Gemeinden, die der regen Bautätigkeit anfangs eher skeptisch gegenüberstehen. Der kritische Blick ist nachvollziehbar, denn der Neubau von Mietwohnungen oder Eigenheimen bringt regelmäßig einen erhöhten Bedarf an Infrastrukturmaßnahmen mit sich. Dazu gehören Verkehrswege, aber auch Schulen, Kitas und Erholungsflächen.

Die Verantwortung hierfür und damit auch die Kosten tragen für gewöhnlich die Gemeinden selbst.  Das Land Brandenburg hat den Gemeinden einen Werkzeugkasten zur Erstellung eigener regionalspezifischer Baulandmodelle an die Hand zu geben, mit denen sie die Baulandentwicklung in für sie handhabbare Bahnen lenken können. Mit dem vom Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung bereitgestellten Folgekostenschätzer können der mit den Bauprojekten einhergehende Bedarf an Infrastruktur sowie deren voraussichtliche Kosten berechnet werden. In den meisten Fällen können auf dieser Basis Vereinbarungen mit den Bauträgern zur Übernahme eines Teils der Kosten vereinbart werden.

Vielfach bauen diese die notwendige Infrastruktur dann auch direkt selbst. So bauen die BFW-Mitglieder im Rahmen ihrer aktuellen Projekte in Brandenburg neben Verkehrswegen und Parkanlagen auch Kitas und Schulen. Für die Gemeinden wird damit schnell sichtbar, dass es ein ernstes Interesse an einer ausgewogenen Entwicklung gibt und mit der Bautätigkeit auch das Gemeinwohl gestärkt wird.

Für Berlin sehen die Expertinnen und Experten mittlerweile eine Trendwende. Der Wegzug aus der Hauptstadtregion nimmt zu, während die Gemeinden, die direkt am traditionellen Speckgürtel liegen, von den zusätzlichen Einwohnerinnen und Einwohnern profitieren. Mittlerweile erfreuen sich auch die sogenannten Städte der 2. Reihe zunehmender Beliebtheit. Ein entscheidender Vorteil ist dabei eine direkte Anbindung über die Schiene.

Hintergrund:

Der BFW Landesverband Berlin/Brandenburg e. V. ist seit 70 Jahren der regionale Interessenverband der privaten und mittelständischen Immobilienwirtschaft. Die ca. 250 Mitgliedsunternehmen aus Bestandsverwaltung und Immobilienentwicklung zeichnen für rund die Hälfte aller Wohnungsneubauprojekte und die Verwaltung großer Wohnungsbestände in Berlin und Brandenburg verantwortlich. Sie sind damit Hauptantriebskraft für eine moderne und nachhaltige Stadtentwicklung. Der Verband tritt als gemeinsame Stimme gegenüber Politik und Gesellschaft auf, ist der Beratungs- und Expertenpool für Verbandsmitglieder und Treiber von Innovations- und Zukunftsthemen.