Schriftliche Anfrage der Grünen: Digitaler Gebäuderessourcenpass für Berlin?

Eine schriftliche Anfrage des Grünen-Abgeordneten Andreas Otto beleuchtet die Einführung eines digitalen Gebäuderessourcenpasses für Berlin. Aber: Während Nordrhein-Westfalen bereits ein Modellprojekt testet, setzt Berlin auf eine bundeseinheitliche Gesamtlösung. Welche Chancen und Herausforderungen birgt ein Gebäuderessourcenpass für das Land Berlin und die Branche?

Fragen und Antworten zum digitalen Gebäuderessourcenpass

Was ist der digitale Gebäuderessourcenpass?
Der digitale Gebäuderessourcenpass dokumentiert umfassende ressourcenbezogene Daten zu Gebäuden, wie die verwendeten Baumaterialien, deren Umweltbilanz sowie das Potenzial für Wiederverwendung und Recycling. Ziel ist es, Transparenz über den gesamten Lebenszyklus von Immobilien zu schaffen und nachhaltiges Bauen zu fördern.

Plant Berlin eine eigenständige Einführung?
Der Senat bevorzugt eine bundeseinheitliche Lösung und steht nicht etwa in direktem Kontakt mit Nordrhein-Westfalen, um das dort laufende Modellprojekt für Berlin zu adaptieren. Eine einheitliche Lösung ist nach Ansicht des Senats auch im Sinne der Bürokratiebeschränkung für alle Beteiligten vorteilhaft. Falls der Bund keine verpflichtende Einführung umsetzt, werden landesrechtliche Initiativen aber nicht ausdrücklich ausgeschlossen. Der Senat gibt allerdings zu bedenken, dass eine Einführung des Passes im Alleingang auf Landesebene einen erheblichen organisatorischen, personellen, technischen, zeitlichen und finanziellen Aufwand verursachen würde.

Wie würde sich der Pass auf die Immobilienwirtschaft auswirken?

  • Erhöhte Transparenz: Eigentümer und Investoren erhalten detaillierte Informationen über die verwendeten Baustoffe und deren Auswirkungen auf CO₂-Emissionen.
  • Nachhaltigkeitsnachweis: Der Pass könnte künftig als Nachweis für Nachhaltigkeitsanforderungen dienen und Zertifizierungsprozesse erleichtern.
  • Marktvorteile: Nachhaltige Immobilien könnten von neuen Förderprogrammen profitieren und langfristig höhere Marktwerte erzielen.

Welche Herausforderungen gibt es?

  • Organisatorischer und finanzieller Aufwand: Die Einführung erfordert erhebliche Ressourcen für Datenerfassung, Systementwicklung und Pflege.
  • Rechtliche Unsicherheiten: Noch ist unklar, welche rechtlichen Rahmenbedingungen und Verpflichtungen für Immobilieneigentümer entstehen.
  • Technische Schnittstellen: Eine Integration in bestehende IT-Systeme der Immobilienverwaltung muss frühzeitig geplant werden.

Wann ist mit einer Einführung zu rechnen?
Der Bund plant die Einführung des Gebäuderessourcenpasses ab 2025 im Rahmen des Qualitätssiegels Nachhaltige Gebäude (QNG).

Fazit
Die Einführung von Gebäuderessourcenpässen ist wahrscheinlich. Es bleibt aber abzuwarten, ob das Vorhaben angesichts der Neuwahlen weiterhin zeitnah umgesetzt werden wird oder erstmal in der Schublade verschwindet. Im Falle einer Einführung könnten die Pässe in einem ersten Schritt erforderlich werden, um Förderung zu erhalten oder die Anforderungen an Nachhaltigkeitssiegel zu erfüllen. Immobilienunternehmen sollten sich daher proaktiv auf die Einführung des Gebäuderessourcenpasses vorbereiten und sich frühzeitig mit der Integration digitaler Dokumentationssysteme auseinandersetzen. Ressourcenpässe könnten in einem zweiten Schritt für alle Neubauprojekte verpflichtend werden, um überhaupt eine Baugenehmigung zu erhalten. Ob die Regelung eines Ressourcenpasses bundesweit einheitlich oder im Rahmen eines länderspezifischen Flickenteppichs erfolgen wird, ist derzeit noch nicht absehbar. Es ist zu begrüßen, dass sich das Land Berlin auf Bundesebene für eine einheitliche Lösung einsetzt, um bundesweit tätige Immobilienunternehmen vor unnötiger Bürokratie zu schützen.

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