Neue DGNB-Studie zieht den Vergleich: CO₂-Bilanz von Neubau und Sanierung

Wie steht es um die Klimawirkungen von Neubau und Sanierung? Eine neue DGNB-Studie zeigt: Sanierungen haben in der CO₂-Bilanz oft die Nase vorn. Doch was bedeutet das für Neubauprojekte? Eine differenzierte Betrachtung ist nötig, um Fehlinterpretationen und falsche Schlüsse für künftige Förderprogramme zu vermeiden.

Kernaussagen der Studie im Überblick:

  • Neubauten verursachen im Schnitt 2,4-mal höhere CO₂-Emissionen als Sanierungen.
  • Sanierungen können über den Lebenszyklus hinweg eine bessere CO₂-Bilanz aufweisen, wenn klimafreundliche Energieträger genutzt werden.
  • Frühzeitige Sanierungen sind klimawirksamer als spätere Maßnahmen.
  • Die Studie betrachtet vor allem Büro- und Verwaltungsgebäude – Wohngebäude sind nicht erfasst.
  • Der Gebäudebetrieb bleibt der entscheidende CO₂-Faktor – energieeffiziente Neubauten können hier punkten.

Einordnung aus Sicht der privaten Immobilienwirtschaft

Die Erkenntnisse der DGNB-Studie sind aufschlussreich, wenn auch wenig überraschend – jedenfalls für die Immobilienbranche. Zudem erfordern sie eine differenzierte Betrachtung. Die pauschale Aussage, dass Sanierungen stets die bessere Klimabilanz aufweisen, greift zu kurz. In vielen Fällen sind Sanierungen wirtschaftlich oder technisch nicht realisierbar. Gerade bei maroden Altbauten kann ein energieeffizienter Neubau mit nachhaltigen Baumaterialien langfristig einen besseren Beitrag zum Klimaschutz leisten als eine aufwändige und nur begrenzt wirksame Sanierung.

Hinzu kommt, dass sich die Studie primär auf Büro- und Verwaltungsgebäude konzentriert. Der Wohnungsbau stellt jedoch ganz andere Herausforderungen dar, insbesondere vor dem Hintergrund steigender Wohnraumnachfrage in wachsenden Städten. Eine nur mit Blick auf die Klimawirkungen undifferenzierte Priorisierung von Sanierungen gegenüber dem Neubau könnte den dringend benötigten Wohnungsbau weiter erschweren und damit den Druck auf den Wohnungsmarkt erhöhen.

Auch die politischen Rahmenbedingungen spielen eine entscheidende Rolle. Förderprogramme und gesetzliche Vorgaben müssen technologieoffen gestaltet sein, um sowohl nachhaltigen Neubau als auch effiziente Sanierungen zu ermöglichen. Eine einseitige Bevorzugung der Sanierung könnte dazu führen, dass Investitionen in Neubauprojekte unattraktiver werden, obwohl diese langfristig zu einer verbesserten CO₂-Bilanz beitragen können.

Fazit

Eine offene, unvoreingenommene politische Debatte zu nachhaltigen Bauweisen ist erforderlich, um praxisnahe und wirtschaftlich tragfähige Lösungen für den Gebäudesektor zu fördern. Förderprogramme müssen technologieoffen bleiben und dürfen nicht dazu führen, dass Sanierungen bevorzugt werden, obwohl Neubauten in bestimmten Fällen die bessere langfristige CO₂-Bilanz aufweisen. Letztlich kann es mit Blick auf das Erreichen der Klimaziele und der Debatte um die Förderung nachhaltiger Bauweisen nicht um eine Entweder-oder-Diskussion zwischen Neubau und Sanierung gehen. Sowohl der Neubau als auch der Bestand müssen ihren Beitrag zum Erreichen der Klimaneutralität leisten und entsprechend politisch und durch Fördermaßnahmen unterstützt werden. Nur so wird es gelingen, sowohl die Klimaziele zu erreichen als auch den dringend benötigten Wohnraum zu schaffen.

Hier gelangen Sie zum kostenlosen Download der DGNB-Studie „Klimawirkungen von Sanierungen: Eine lebenszyklusbasierte Analyse“